Was ist Diakonie?
Die evangelische Diakonie ist der Wohlfahrtsdienst der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Ungarn (ELKU). Wohlfahrtsdienst beinhaltet die Fähigkeit, zu empfangen und weiterzugeben. Das erstere ist nichts anderes als die von Gott empfangene Gnade, auf der das letztere beruht und im christlichen Alltag als Zeichen der Dankbarkeit erscheint. Die bildliche Definition von Diakonie ist „das Evangelium der Hände“. Der Begriff stammt von Gábor Sztehlo, dem legendären evangelischen Pfarrer, der während des Zweiten Weltkriegs Tausende von Kindern rettete, indem er für sie Pflegeheime einrichtete. In den 1950er Jahren legte Sztehlo die strukturellen Grundlagen für die heutige diakonische Arbeit. Nach seinen eigenen Worten: „Diakonie und Gottesdienst sind nicht zu trennen: Sie gehen vom Altar aus und kehren zu ihm zurück.

Grundlagen der Arbeitsweise des diakonischen Dienstes
Mitarbeitende der Diakonie sind im Einklang mit kirchlichem und weltlichem Recht tätig: „Die Evangelisch-Lutherische Kirche in Ungarn leistet als Frucht ihres Glaubens an Jesus Christus Dienst am Nächsten.“ (Gesetz V von 2005, Kapitel V, § 22 [1]) Darüber hinaus hat der Dienst einheitliche diakonische Grundsätze, die seine Ziele und Motivationen zusammenfassen. Es ist wichtig, deutlich zu machen, dass das Ziel der diakonischen Arbeit, die in den Gemeinden und Einrichtungen der ELKU geleistet wird, darin besteht, mit einem ganzheitlichen Ansatz und mit christlicher Liebe das Elend von Hilfebedürftigen und Notleidenden zu lindern.
Die karitative Arbeit wird von der Diakonieabteilung des Landesamtes der ELKU koordiniert. Die Synode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Ungarn hat die Diakoniestrategie im Februar 2023 verabschiedet.
Einrichtungen
Diakonische Arbeit wird von der Diakonie in verschiedenen Formen und Strukturen geleistet: institutionell, auf Gemeinde- und Landeskirchenebene und nicht-institutionell. Heute betreuen fast 40 evangelische diakonische Einrichtungen mit 2000 Mitarbeitenden 8.000 unserer Mitmenschen, die in den evangelischen Einrichtungen ein Zuhause, Sicherheit und einen Ruhepunkt in ihrem Leben suchen. Das Netzwerk von unseren Einrichtungen konzentriert sich größtenteils auf die Altenpflege, aber unsere Tätigkeit umfasst auch fast alle Arten von sozialen Diensten, von der Behindertenhilfe bis hin zur Obdachlosen- und Suchthilfe.



Unser Ansatz
Die Besonderheit des Dienstes liegt in seiner evangelisch-lutherischen Konfession. Unsere Diakonie basiert auf einem universellen christlichen Fundament, deshalb spielt die Beziehung zwischen Gott und Mensch für ihn eine entscheidende Rolle. Aufgrund unseres Gottesbildes und der Offenbarung Jesu Christi bewahren wir die Würde unserer Mitmenschen. Bei unserem Dienst dürfen wir nie vergessen, dass die Bedürftigen, unabhängig von ihrer geistigen und körperlichen Verfassung und ihrer sozialen Situation, mehr sind als das, was wir von ihnen wahrnehmen – sie sind auch Ebenbilder Gottes. Unser diakonischer Dienst hat einen theologischen Hintergrund, dessen Botschaften unseren Kolleginnen und Kollegen und den Bedürftigen vorrangig übermittelt werden müssen, und dabei ist Offenheit und Geduld unentbehrlich.
Wir befähigen und ermutigen Menschen, für ihre Rechte in der Gesellschaft einzutreten. Falls dies nicht möglich ist, sind wir verpflichtet, sich für diese Rechte einzusetzen. Wir gehen von einem ganzheitlichen Bedürfnisansatz aus und wenden uns an die Menschen auf dieser Weise, unabhängig von Identität, Herkunft, sozialer Lage, Religion oder Leistungsfähigkeit.
Wir machen sowohl für uns selbst als auch gegenüber der Öffentlichkeit deutlich, dass körperliche und seelische Behinderungen zum menschlichen Dasein gehören, doch unser persönlicher Glaube lässt uns immer wieder wahrnehmen, dass wir angesichts des Leidens und der Auferstehung Jesu Hilfe und Stärke erhalten, damit wir auch im Angesicht des schmerzlichsten Leids die Hoffnung haben, dass das menschliche Leben nicht sinnlos ist. Aufgrund dieser Stärke versuchen wir, das Leid zu lindern.
Wir behalten unsere bestehenden Werte bei, arbeiten eng mit den anderen Diensten unserer Kirche zusammen und weiten unsere Arbeit auf die ganze Gesellschaft aus. In unserem Dienst geben wir den Familien, den Gemeinschaften, unseren Gemeinden, der Liebe, der Verantwortung und der Solidarität den Vorrang. Wir bemühen uns um einen Dienst des Vertrauens, der Kontinuität, der Innovation, der Erneuerung und der Hoffnung. Wir bieten unseren Mitmenschen, die mit uns in Kontakt kommen, durch unsere Diakonie umfassende, moderne, einander ergänzende und lebensbegleitende Empfehlungen.
Sozialpolitische Tätigkeit als Teil des ungarischen Pflegesystems
Unsere Diakonie ist Teil der ungarischen Sozialpolitik und ein wichtiger Akteur des vielfältigen Pflegesystems. Dementsprechend versuchen wir, sozialpolitische Prozesse zu beeinflussen und aktiv mitzugestalten, indem wir unsere Werte und Erfahrungen öffentlich vertreten. Unsere Arbeit beruht auf Partnerschaft. Um unsere Tätigkeit auf hohem Niveau durchführen zu können, brauchen wir gute Ideen, finanzielle Mittel und vielfältige Unterstützung von verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen, zivilgesellschaftlichen Akteuren, Sponsoren und Ehrenamtlichen, vor allem aber von unseren Gemeinden.
Wir glauben, dass Dienen und Helfen kein einseitiger Prozess ist: So wie der Empfänger von Hilfe durch den Dienst an anderen bereichert wird, so wird auch der Geber bereichert.
ELKU ist ein Gründungsmitglied der Ungarischen Ökumenischen Hilfsorganisation (MÖS). MÖS ist eine der wichtigsten ungarischen Hilfsorganisationen, die sich bemüht, Bedürftigen in Ungarn, außerhalb der Landesgrenzen und auch in fernen Ländern zu helfen.